Nach der Nachtfähre von Oslo nach Frederikshavn, die wir sehr genossen haben – abends durch den Oslofjord fahren, Livemusik an Board, kein Zelt aufbauen, „richtige“ Matratzen, … – sind wir nun in Dänemark. Hier ist alles anders, als die letzten Wochen in Norwegen: Es riecht anders, hier werden die ersten Felder schon abgeerntet, es ist noch trockener und die Vegetation stellenweise richtig verdorrt, die meisten Häuser sind aus Stein, menschenleere kilometerweite Sandstrände, gut ausgeschilderte Radwege, mehr Radreisende und flacher, flacher, flacher – letzteres ist vielleicht im ersten Moment ganz nett, kann aber auch langweilig werden. Aber es gibt hier auf jeden Fall auch viele liebenswerte Menschen.
Was uns am Morgen, nach der Ankunft etwas traurig gemacht hat, war der Gedanke, dass die Dänen kein verständliches Norwegisch sprechen und wir jetzt wohl auf Englisch umschalten müssen. Wir trafen aber in der noch geschlossenen Innenstadt von Frederikshavn – die Fähre kam um 7:10 Uhr an – sehr hilfsbereite Menschen, die uns den Weg zu einem schon früh öffnenden Supermarkt wiesen.
Nach einem guten Kaffee und einem zweiten Frühstück rollten wir dann südwärts und sprangen schon nach ein paar Kilometern ins Meer.
Wir haben uns für die Radroute 5 entschieden, die mehr oder weniger der Ostküste Jütlands folgt. Nach knapp 50 km siegte die allgemeine Schlappheit und die Sonnenhitze, so dass wir auf den Campingplatz bei Asaa fuhren. Dort trafen wir auf eine norwegische Familie: Marie, die eigentlich Französin ist und Jon, und ihre drei Kinder Emily, Axel und Hugo waren auch auf der Fähre von Oslo und radeln für drei Wochen durch Dänemark.
Wir hatten gleich eine ganze Menge Gesprächsstoff und konnten den ganzen Abend und den nächsten Morgen Norwegisch sprechen, während Emily Noah liebevoll in die Kinderschar integrierte. Wir waren so auf einer Wellenlänge, dass wir gegenseitige Besuche ausmachten. Marie og Jon, takk for sist, det var veldig koselig å møte dere og vi vill gjerne besøke dere i Oslo. Ha en god tur i Danmark.
Beflügelt und nach einem Bad im Pool ging es dann auf die zweite Etappe, die uns bis nach Öster Hurup führte. Dort bekamen wir für einen guten Preis einen Platz von 100 qm auf einem 5-Sterne-Campingplatz angewiesen. Wir wussten nicht, warum wir nicht den letzten Platz der Kategorie „Sykkel med telt“ (Fahrrad mit Zelt) mit 70 qm bekommen haben. So bauten wir unsere lila Helsport Villa neben einem roten Hilleberg „Apartment“ auf. Sehr schnell lernten wir Carsten, den Bewohner dieses Nachbarzeltes kennen. „Kommt ihr zufällig aus Bielefeld oder so?“ „Nein, aber aus Gütersloh – Jörg zumindest.“ Er ist Bielefelder, wohnt jetzt in München und radelt alleine durch Schweden und Dänemark.
Aber die wohl größere Gemeinsamkeit ist, dass er auch Christ ist und wir beim Frühstücken und bei seiner Abreise gemeinsam für die Reise und unsere Familien beten konnten. Jetzt wussten wir auch, warum wir diesen Platz bekommen haben. Wir hatten sehr viel zu reden und so zog sich das Frühstück mit mehreren Kaffee-Refills bis zum Mittag hin. Dankbar für diese Begegnung, haben wir die Adressen ausgetauscht. Carsten, dir noch eine gute Weiterreise, die Begegnung und unsere Gespräche, waren für uns weit mehr als nur Reisesmalltalk!
Weiter genossen wir dann unseren Ruhetag am Strand und dem nahe gelegenen Hafen.
Immer wieder erstaunt uns, welche Begegnungen wir auf unserer Reise erleben können und wie viele Menschen ihre Geschichten mit uns teilen – das ist also nicht anders hier in Dänemark. Wie schön – Leben ist viel wichtiger, als Kilometer, Geschwindigkeit und gutes Equipment.